Ausgabe 8-9/24 der Zeitung "Vídeňské svobodné listy",

Helena Novak – Übersetzerin und Dolmetscherin
Am Mittwoch, den 21. Februar, fand in den Räumlichkeiten der Österreichischen Gesellschaft für Literatur (ÖGL) in der Herrengasse 5, Wien 1, ein weiteres literarisches „Chat“-Gespräch von Michael Stavaric mit Gästen statt. Für die anwesenden Zuschauer und die Online-Teilnehmer war es sicherlich ein weiterer angenehmer Abend.
Aber ... kennen Sie ihre Tochter? Diese lud Michael Stavaric als Gast zu seinem literarischen Zyklus „CZ-AT [tʃæt]“ ein, bei dem er seinen Gästen gewöhnliche und ungewöhnliche Fragen zu ihren Werken und insgesamt zu ihrem Leben stellt. Der Salon der Österreichischen Literaturgesellschaft in der Herrengasse war bis zum letzten Platz gefüllt, als Anna Fodorová über ihr Buch „Lenka Reinerová. Abschied von meiner Mutter“ sprach, das von der deutschen Verlegerin Christine Frankenberg beim Verlag „btb“ herausgegeben wurde.
Poetisch und sehr persönlich sprach sie über ihre berühmte Mutter und beschrieb, was es bedeutet, die letzte deutschsprachige Schriftstellerin in der Tschechoslowakei zu sein, deren Werke mit Namen wie Max Brod, Egon Erwin Kisch oder Anna Seghers verbunden sind. Über eine Frau, die die Schrecken des Holocausts überlebte, die Haft in Konzentrationslagern in Frankreich, in Marokko während des Krieges und nach dem Krieg die Gefängnisse in der Tschechoslowakei und schließlich das Exil in Mexiko.
Anna Fodorová sprach an diesem Abend darüber, wie es ist, den eigenen Platz im Schatten der berühmten Mutter zu finden und sich aus diesem zu lösen. Die in London lebende Psychotherapeutin beantwortete viele gewöhnliche und außergewöhnliche Fragen und erzählte von der Übertragung des familiären Erbes und der Last des Optimismus, den Lenka Reinerová trotz der Tragödien, die sie im Leben ertragen musste, stets ausstrahlte. All das verband sie mit einem tiefen Sinn für Menschlichkeit und der Fähigkeit, darauf zu reagieren. Anna erzählte darüber, wie sie die Geschichte ihrer eigenen Kinder im Kontext dieser familiären Beziehungen versteht und wie diese Erfahrungen die Beziehung zu ihrer eigenen Tochter geprägt haben.
Der Abend wurde durch die festgehaltenen Lebensabschnitte von Mutter und Tochter bereichert, die viele positive Fragen aufwarfen. Der Abschluss des Abends mit Anna Fodorová fand in Form einer Signierstunde statt, bei der viele Besucher bereitwillig ihre Erinnerungen teilten und über ihre persönlichen Verbindungen zu Lenka Reinerová sprachen. Das Buch, das vom Verlag „Labyrint“ unter dem Titel „Lenka“ veröffentlicht wurde, ist nun auch auf Tschechisch verfügbar.
Die Veranstaltungsreihe von Michael Stavaric, die von der Österreichischen Literaturgesellschaft in Zusammenarbeit mit dem Tschechischen Zentrum organisiert wird, geht weiter. Informationen zu weiteren Veranstaltungen finden Sie auf der Website der Österreichischen Gesellschaft für Literatur. Wer die Veranstaltung verpasst hat, kann die Aufnahme noch eine Woche danach online ansehen.
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